50 Jahre Club Wiener Pistolenschützen
Die Publikation 50 Jahre CWP von unserem Schützenbruder Hans Jachim können Sie als PDF herunterladen. Einen Teil daraus, geschrieben zum vierzigjährigen Jubiläum, finden Sie hier.
40 Jahre Club Wiener Pistolenschützen - UKJ
40 Jahre sind in Schützenkreisen nicht unbedingt ein langer Zeitraum, wenn man die jahrhundertealte Tradition einiger österreichischer Schützengesellschaften in Betracht zieht. Trotzdem war 1999 das Jubiläum 40 Jahre Club Wiener Pistolenschützen - UKJ aus zwei Gründen nicht ganz unbedeutend: Erstens bietet sich in Wien aufgrund der anders gelagerten großstädtischen Infrastruktur und der damit verbundenen „Anonymität“ für Traditions- und Brauchtumsvereine eine wesentlich erschwerte Ausgangssitua...
Schulhof, geboren 1824 in Gitschin (Jicin), Böhmen, zog 1870 nach Wien. Er konstruierte unter Anderem die Scheibenpistole mit Blockverschluss, die als „System Schulhof“ von zahlreichen Büchsenmachern hergestellt wurde und bis in die 30er Jahre dieses Jahrhunderts auch als Vorbild für andere Konstruktionen diente, wie etwa Büchel-Tell.
Es muss also bereits zu dieser Zeit einen gewissen Bedarf an Sportwaffen gegeben haben, der die Herstellung solcher Sportwaffen rechtfertigte.
Die zitierten Wettkämpfe sowie Festscheiben aus dieser Zeit erhärten die Annahme, dass das sportliche Pistolenschießen auch aus dem Zweig der Kunstschützen hervorgegangen ist. Sehr häufig wird auf hochgeworfene Ziele vor Publikum geschossen. Schulhof erwarb aber auch zahlreiche Patente auf Repetier- bzw. Mehrladesysteme für Pistolen und Langwaffen, die sich durch einen über einen beweglichen Abzugsbügel betätigten Zylinderverschluss auszeichneten.
Damit ist die Wiege der Mehrladepistolen - von Historikern bestätigt - in der Kaiserstadt Wien zu finden! Schulhof starb 1890. Immerhin wurde in Wien bereits in den 70er-oder 80er- Jahren des vorigen Jahrhunderts, genaues Datum konnte ich noch nicht ermitteln, ein Pistolenschützenclub gegründet, in dem die besten Wiener Schützen unter dem Präsidium des Markgrafen Alfred Pallavicini vereinigt waren. Begründet wurden diese Aktivitäten vom legendären Eduard Thomas-Steuernagel, dessen Lebensgeschichte sich wie die Old Shatterhands oder Buffalo Bills liest, allein mit dem Unterschied der historischen Wahrheit:
Eduard Thomas-Steuernagel wurde 1849 in Hessen geboren und verstarb 1917 in Wien. Sein Vater, der Reiteroffizier Steuernagel, soll bereits ein ausgezeichneter Pistolenschütze gewesen sein, der vom Pferde aus mit der Sattelpistole laufende Hasen schoss; seine beiden älteren Brüder - beide bekannte Schützen - traten als Offiziere in die US-Armee ein und fielen im amerikanischen Bürgerkrieg. Thomas kam nach dem Tod seiner Mutter zu Verwandten im Staate Connecticut (US), wurde nach Wanderjahren über den Mississippi und Missouri zum „Lehrling“ des bekannten Kunstschützen Dan Singleton, jobbte als Eisenbahnarbeiter und Büffeljäger für die Pacific Railway. Thomas trainierte besonders mit dem Revolver und soll bei einem Preisschießen die besondere Aufmerksamkeit von Buffalo Bill errungen haben, der damals als Regierungskundschafter im Eisenbahnbau tätig war.
Nach längeren Wanderjahren erlernte Thomas den Beruf des Zahnarztes (!) und etablierte sich anschließend in Wien. Nach einiger Zeit der berufsbedingten schießsportlichen Enthaltsamkeit wurde der nunmehrige Kaiserl. Rat Thomas durch das Antreten der Kunstschützen Dr. Carver und Ira Paine in Wien an seine wildromantische Jugend erinnert und nahm das Training mit Büchse und Pistole wieder auf. wo er, wie bereits erwähnt, einen Pistolenschützenclub gründete und auch das bekannte und nachstehend beschriebene Wettschießen zwischen Joseph Schulhof und Ira Paine 1885 leitete. Thomas-Steuernagel führte seine Schießkünste beim 5. NÖ-Landes- und Kaiser-Jubiläumsschießen in Wien 1888 sowie 1893 beim VII. NÖ-Landesschießen in Schwechat dem Kaiser vor und erntete besondere Anerkennung und Auszeichnung. Thomas schoss dabei mit Büchse und Pistole auf hochgeworfene Glaskugeln!
Auch der Wiener Schützenverein nahm sich nun der Sache an und gründete eine Pistolenschützenabteilung, aus der später, wie wir sehen werden, unser Club hervorgegangen ist. Auch hier wird Thomas in der Literatur als „das belebende, fördernde und gründende Element“ bezeichnet.
Wenn man die Geschichte traditioneller Schützengilden verfolgt, die ihre Gründung von der erstmaligen „Privilegierung“ oder Erwähnung am jeweiligen Ort ableiten, obwohl sie über die Jahrhunderte hinweg nicht unbedingt eine durchgehende Kontinuität im Sinne des Vereinsgesetzes aufweisen, so kann man mit Fug und Recht behaupten: Auch die Wurzeln des CWP als einzigem Pistolenschützenverein in Wien sind auf diese erwähnten Aktivitäten zurückzuführen.
1885 brachte ein sportliches Ereignis die Pistolenschützen in die Tagespresse: Im Wiener Varieté „Danzers Orpheum“ in der Wasagasse gastierte (wieder) der bekannte amerikanische Kunstschütze Ira Paine. Der Wiener Schützenverein lud Paine ein, an seinen Trainingsschießen am Wiener Schießplatz in Kagran teilzunehmen, was dieser gerne tat. Daraus entwickelte sich eine sportliche Wette zwischen den Wiener Schützen und Ira Paine, die in der Tagespresse einiges Aufsehen erregte: Jeder Schütze hatte je 50 Schuß auf 50 Schritt (37,5 m), 150 Schritt (112,5 m) und je 100 Schuß auf 400 Schritt (300 m) mit der Pistole abzugeben.
Die Wiener hatten bewusst diese großen Distanzen gewählt, die auch ihrem üblichen Trainingsprogramm entsprachen, in der Annahme, dass Ira Paine lediglich die kurzen Distanzen seiner täglichen artistischen Schießleistung gewohnt sei. Jedoch nicht nur in Wien sondern auch in den USA war das Pistolentraining auf derart hohe Distanzen an der Tagesordnung und so ging der Amerikaner aus dem Wettbewerb sowohl gegen Josef Schulhof als auch gegen Alexander Staininger siegreich hervor. Ira Paine verwendete eine amerikanische „Stevens“-Scheibenpistole im Cal. 10,5 mm, die Österreicher schossen mit 9 mm Scheibenpistolen, System „Schulhof“.
Interessanterweise berichtet auch Lugs über ein Wettschießen zwischen dem Kunstschützen Ira Paine und dem bereits betagten „Europameister im Pistolenschießen“ Joseph Schulhof, allerdings am 30. Sept.1885 in Prag, diesmal im Varieté-Theater auf Entfernungen bis 30 Meter. Derartige Wettkämpfe dürften daher zum Werbeprogramm von Ira Paine gezählt haben.
Erwähnenswert ist die ferner Tatsache, dass bei den ersten Olympischen Spielen der Neuzeit in Athen 1896 zwei Amerikaner, nämlich Summer Paine (Freie Pistole) und John Paine (Drehpistole) als erste Olympiasieger in den Pistolenbewerben aufscheinen. Ob dies mit Ira Paine verwandt waren, konnte ich nicht feststellen.
Die erste bekannte Pistolenscheibe in Deutschland wurde 1891 beim Deutschen Bundesschießen in Berlin aufgestellt, im Jahre 1898 wurde erstmals in Chemnitz ein größeres Pistolenschießen veranstaltet. Beim 2. Int. Pistolen-Bundesschießen in Chemnitz 1902 nahmen bereits drei österreichische Pistolenschützen teil.
Das VI. österreichische Bundesschießen in Wien vom 28. Juni bis 7. Juli 1908 verbunden mit dem "Kaiserjubiläumsschießen“ war bereits als 12. Int. Gewehr- und Pistolenmatch organisiert und hatte somit den Status einer Weltmeisterschaft. Am Pistolenmatch am 1. Juli 1908 beteiligten sich 8 Nationen. Österreich scheint im Mannschaftsergebnis an 6. Stelle auf . Jede Nation hatte 5 Schützen genannt, es wurden 60 Schuss auf eine 10er-Ringscheibe abgegeben. Die Leitung des Bewerbes hatte der österr. Meister Leo v. Paur, die österreichischen Teilnehmer waren: Otto Kuhn, Karl Adler, Schenk-Sudhof, Michael Wallo (Prag) und Dr. Julius Fürst. Ungarn war als eigene Nation vertreten, u.A. durch August Dietel, Forstmeister in Gödöllö(!), der in der Einzelwertung hinter Fischer aus Gera und Dr. de Buttasava aus Mailand den 3. Platz erreichte. Die Österreicher schießen dabei mit der Schulhof-Pistole, die meisten übrigen Nationen verwenden das neueste System der "Parabellum"-Pistole und schießen mit Stahlmantel. Bemerkenswert ist, dass die Ergebnisse des Pistolenmatches in der Tagespresse wesentlich mehr Beachtung fanden als das am 4. Juli abgehaltene internationale Gewehrmatch.
Ab 1909, mit dem 13. Int. Match - vergleichbar mit dem heutigen Begriff der „Weltmeisterschaft“ - war das Pistolenschießen bereits ein fester Bestandteil des Schießsports und in dem 1879 gegründeten Österr. Schützenbund fest verankert.
Jedenfalls kann man mit Überzeugung feststellen, dass das Pistolenschießen als sportlicher Zweig des Schützenwesens bereits nach dieser ersten Entwicklungsphase voll integriert und anerkannt war. Die technischen und traditionellen Unterschiede zwischen dem Pistolenschießen und etwa dem Gewehrschießen waren und sind nicht gravierender als etwa zwischen Gewehrschützen, Zimmergewehr - und „Kapselschützen“ oder Flintenschützen. Darüber hinaus haben auch die Pistolenschützen viele Gebräuche und die traditionellen Bezeichnungen der älteren Schützengilden angenommen. (Teilerwertung, Bestschießen, Festscheiben)
Vom Wiener Schützenverein wurde von der Jahrhundertwende bis nach dem 1. Weltkrieg auf der „Kagraner Vereinschießstätte“ allsonntäglich auf Distanzen von 30, 50, 100, 150 und 200 Schritt fleißig geschossen, und zwar mit Sportpistolen im Cal. 7, 8, 9 und 12 mm. 12 Insgesamt wies der Wiener Schützenverein vor dem ersten Weltkrieg einige Tausend Mitglieder auf und hatte großen gesellschaftlichen Einfluss. Das „Vereinslokal“ soll ein ganzes Haus in der Kolingasse umfasst haben.
Die Schießstätte in Kagran fiel spätestens 1964 der ersten „Wiener Gartenschau“ zum Opfer. Neben den bereits erwähnten Schulhofpistolen sowie amerikanischen Revolvern und der „Parabellum-Pistole“ wurden vor dem 1. Weltkrieg die Büchelsche „Tell-Pistole“, sowie die „Perfekt“ von Udo Anschütz als einschüssige Waffen mit Blockverschluß und Stecherabzug für die Patrone Kal.- .22 Randfeuer konstruiert. Büchel stellte überdies die Kipplaufpistole „Modell Bock“ her, die bereits mit Balkenkorn oder Perlkorn erhältlich war und in veränderter Form auch verstellbaren Abzugswiderstand aufwies.
Als Randbemerkung sei hier festgehalten, dass letztlich der Weltbrand des ersten Weltkriegs durch Pistolenschüsse ausgelöst wurde, verübt von einem „Gelegenheitsanarchisten“, ausgeübt an einem der besten Schützen seiner Zeit, dem pathologisch triebhaften „Jäger“ Franz Ferdinand.
Nach dem 1. Weltkrieg wurde der Österreichische Schützenbund erst wieder 1926 ins Leben gerufen. Aus Kostengründen wurden in der Zeit zwischen den beiden Kriegen hauptsächlich Luft- und Kapselwaffen verwendet. Über die Zwischenkriegszeit liegen nur wenige Informationen und Aufzeichnungen vor.
Bei den Landesschießen Tirol, Vorarlberg - auch in der Kriegszeit - wurden zwar Pistolenbewerbe im Sine von Preisschießen ausgetragen, es sind aber keine Matches von Pistolen“spezialisten“ überliefert. Die besagten Preisschießen hatten zwar auch in den Pistolenbewerben einen gewaltigen Zustrom (1941: 5.274 Teilnehmer, 1944: 30.644 Pistolenschützen), was aber dadurch relativiert wird, daß die meisten Schützen die Kombinationswertung mit 4 verschiedenen Waffentypen anstrebten. Geschossen wurde mit PPK-Übungspistolen .22 lfb auf 25 Meter.
Nach dem Zweiten Weltkrieg lag das Schützenwesen Österreichs darnieder, die Waffen mussten abgeliefert werden und dies wurde je nach Besatzungszone unter Androhung hoher Strafen erzwungen. Erst 1954 konnte der Österr. Schützenbund wieder gegründet werden; die Wiener Schützenvereine hatten ab 1945 nur ein sogenanntes „Bestandsrecht“, also ein Recht auf Fortbestand im Sinne des Vereinsgesetzes, das erst nach Beendigung der Besatzungszeit um die amtliche Erlaubnis zur Ausübung des Schießsports erweitert wurde. Bei den Pistolenschützen war die Situation noch schlimmer: gab es bei den Gewehrschützen nach dem Krieg noch alte „Könner“, die die Tradition zumindest mit dem Luftdruck- und Kapselgewehr an den Nachwuchs weitergeben konnten, so standen die Pistolenschützen vor einem absoluten Neubeginn. Nicht nur von den Besatzungsmächten, auch von so manchem traditionellen Gewehrschützen mit scheelen Blicken beobachtet, wurde die Situation durch den Zustrom von Waffenliebhabern „verworrener Natur“ (Zitat Dr. Watzl) bis zu falsch verstandener Cowboyromantik nicht unbedingt besser.
Einerseits gab es gewisse Widerstände aus den westlichen Bundesländern, die mit der Einführung des Pistolenschießens, vor allem in Großkaliber eine Abwanderung der Gewehrschützen befürchteten. Interessanterweise waren die amerikanischen und russischen Besatzungsmächte Befürworter des Großkaliberschießens, um ihre Bewerbe für „Service-Pistolen“ zu fördern.
Der langjährige Bundesoberschützenmeister Hofrat Dr. Josef Deflorian soll die Einführung einer „Einheitspistole“ propagiert haben, mit der alle Bewerbe von der „Freien Pistole“ bis „Schnellfeuer“ bestritten werden können.
Die ersten Landesmeisterschaften für Wien und Niederösterreich gemeinsam wurden 1957 mit der Luftpistole ausgetragen. Der Sportschützenlandesverband Wien etablierte sich erst 1958 als eigener Landesverband und im gleichen Jahr fanden dann auch die ersten „Wiener Landesmeisterschaften“ mit der Feuerpistole statt. In dieser Zeit wurden die Anfänge des Pistolenschießens in Österreich neu definiert, und zwar eindeutig von jenen Schützenkameraden, die auch die Gründung unseres Clubs - wie später beschrieben wird - vollzogen. 1958 und 1959 fanden erstmals internationale Pistolenfernwettkämpfe zwischen der Polizei Wien, geführt von Oberst Massak gegen die Polizei Tokio statt. Die Wiener Teilnehmer schossen auf der festlich geschmückten Exelberg-Schießstätte im Beisein von Wochenschau, Fernsehen sowie des japanischen Botschaftsattache ´s. Die Wiener Polizisten, die vorher ein „Sparring-Training“ mit den bekanntesten Wiener Sportschützen absolvierten, schossen mit 9mm Luger-Pistolen nach den Zentralfeuerbedingungen der U.I.T. Die Japaner verwendeten bereits S&W Masterpiece Revolver im Cal. .38 und siegten jeweils knapp gegen unsere braven „Freunde und Helfer“, die mit der Luger-Pistole allerdings etwas gehandicapt waren.
1960 wurde schließlich die erste Staatsmeisterschaft im Pistolenschießen nach dem zweiten Weltkrieg abgehalten. Selbstverständlich in Wien; in den übrigen Bundesländern gab es noch kaum praktizierende Pistolenschützen. Olympiade 1972 München und 1976 Montreal: jeweils Bronze für Dr.Rudolf Dollinger mit der Freien Pistole, wofür er auch von Österreichs Journalisten zum besten Amateur-Sommersportler gewählt wurde. Mit der „Goldenen“ von Hubert Hammerer im 300 m Freigewehr-Bewerb 1960 in Rom sind die Sportschützen und auch die Pistolenschützen unter den wenigen österreichischen Sportlern, die jemals olympische Sommermedaillen errungen haben. Die Freie Pistole und Schnellfeuerpistole sind übrigens seit den 1. neuzeitlichen Olympischen Spielen in Athen 1896 im olympischen Programm.
Insgesamt gewannen Österreichs Schützen bis 1979 bei Welt- Europameisterschaften und Olympischen Spielen 14 Gold- , 27 Silber- und 40 Bronzemedaillen.
Einer der erfolgreichsten Schützen war Hubert Garschall, der zwischen 1965 und 1978 über 70 mal Staatsmeister in UIT-Pistolendisziplinen war, in diesem Zeitraum an sämtlichen Olympischen Spielen, Welt- und Europameisterschaften teilnahm und dabei vier Bronzemedaillen und zahlreiche Rekorde und Wltbestleistungen heim brachte.
Der Tiroler Hermann Sailer sammelte ab 1986 bis dato 19 goldene WM-Medaillen, 2mal Silber und 2mal Bronze, in den letzten Jahren in der Seniorenklasse. Dabei ist mir im Rahmen des sportlichen Schießens nach UIT-Reglement in Österreich bisher kein einziger schwerer Unfall bekannt geworden. Dem Applaus der Nation und der Journalisten folgte dann meistens in den „olympiafreien“ Jahren im besten Fall ein Totschweigen des Schießsports, gelegentlich aber auch beleidigende Herabwürdigung durch die Medien. Die jüngsten Ereignisse zeigen, daß der Schießsport auch von manchen Politikern eher als Freizeitbeschäftigung nicht ganz zurechnungsfähiger Leute angesehen wird, die man politisch in Metternichscher Tradition „observieren“ muss. Bis zur nächsten Olympiade.
Die Gründerzeit des CWP: Ab 1955 bildete sich im damaligen „Wiener Schützenverein“ eine Gruppe von Pistolenschützen, die praktisch im Alleingang alle internen Bewerbe, vorerst mit der Luftpistole bestritt. Die Luftpistole stand technisch in ihren ersten zaghaften Anfängen, getestet wurden die „Walther LP2“ sowie „Webley u. Scott“, die beide hinsichtlich ihrer Auslegung noch kein vollauf befriedigender „Ersatz“ für eine gute Matchpistole darstellten. Als einen solchen“ Ersatz“ für das fehlende Feuerpistolentraining sah man anfangs die Luftpistole an. Diese setzte sich aber doch sehr rasch gegenüber den aufwendigeren Kapselpistolen durch, für die es eigentlich keine erschwinglichen neuen Modelle zu kaufen gab.
Während die Zimmergewehrschützen des „Wiener Schützenvereins“ im Rest. Hamerlinghof in der Albertg. und später im Rest. St. Hubertus in der Mariahilferstr. trainierten, hatte die „Pistolensektion“ ihre Trainingsabende bereits Mittwochs im GH Augustin in der Märzstr. 67.
Am 15. Jänner 1959 wurde schließlich die Trennung vollzogen und der neue Verein als „Sportschützen-Verein Wien“ ins Vereinsregister eingetragen. Erster Oberschützenmeister war Dr. Helmut Watzl, als Sitz des Vereins wurde Wien I, Kärntnerstr. 5/III angegeben.
In der Folge als „Sportschützen-Verein Wien, Klub der Wiener Pistolenschützen“ bezeichnet, mutierte der Vereinsname schließlich zum aussagekräftigeren „Club Wiener Pistolenschützen“, der ab 1961 als ausschließliche Bezeichnung in den Listen aufscheint. Ein Übereinkommen mit dem Stockerauer Schützenverein sicherte gleichzeitig das Training mit Kleinkaliber auf der Stockerauer Schießstätte.
Ein Aufruf an alle am Pistolenschießen interessierten Vereine des Österr. Schützenbundes brachte im Juni 1959 einen ersten Vergleichswettkampf mit dem Goiserer Schützenverein, der als Fernwettkampf mit der Sportpistole ausgetragen wurde und den der CWP auch siegreich bestritt. Motor dieser neuen Bewegung war neben Dr. Watzl unser Ing. Hermann Klerings. In der Nachkriegszeit war Klerings einer der ersten, die versucht haben, den Schießsport als anerkannte seriöse Sportart wiederaufleben zu lassen, was letztlich erst nach der Erlangung des Staatsvertrages 1955 in vollem Umfang möglich war. Seit 1957 war Klerings im Auftrag des Ö.S.B. offiziell mit dem Aufbau des Pistolenschießsports in Österreich betraut und führte als Trainer unser Nationalteam zu einem hohen internationalen Standard. Nach Gründung des CWP, wie wir unseren Club der Einfachheit halber im Folgenden nennen wollen, wurde die Führung des Clubs vorerst zwischen Dr. Watzl und Hermann Klerings aufgeteilt: Dr. Watzl repräsentierte den Club gegenüber Behörden. Sein „weisser Mantel“ - Dr. Watzl ist Augenarzt - sollte dem Pistolenschießsport nach seinen eigenen Worten das erforderliche seriöse Image verleihen. Bald danach konnte daher unter der kompetenten Führung von Oberschützenmeister Hermann Klerings klar gestellt werden, daß es sich beim CWP um einen Club handelt, der die sportliche Spitzenleistung fördert und im nationalen aber auch internationalen Rahmen Anspruch auf Spitzenplätze stellt.
Unser Schützenbruder Galambfalvy 25 war eine Zeitlang Landesoberschützenmeister des Wiener Sportschützenlandesverbands. Oberschützenmeister des Clubs waren bzw. sind:
Zeitraum | Oberschützenmeister |
---|---|
1959 - ??? | Dr. Helmut Watzl |
??? - 1984 | Ing. Hermann Klerings |
1984 - 1989 | Ing. Karl Leitner |
1989 - 1995 | Ing. Herbert Brunnhuber |
1995 - 2013 | Herbert Ristl |
2013 - | Michael Seidlhofer |
Ich möchte an dieser Stelle auch die Gründungsmitglieder aus dem Jahr 1959 anführen, dies waren: D.I. Ferdinand Schön, Hermann Klerings, Joszef Galambfvalvy de Geges, Dr. Helmut Watzl, Anton Prihoda, Ing. Karl Leitner, Dr. Hubert Zeithammer, D.I. Karl Zilla, Ing. Walter Janacek, Ing. Wilhelm Rottmeister, Karl Hofer, Udo Klecan, Dr. Otto Savera, Otto Debera, Karl Burger.
In den vergangenen Jahren mussten wir leider auch das Ableben von Schützen aus unseren Reihen betrauern, die aus unserer Mitte und während ihrer aktiven Tätigkeit verstorben sind. Dies waren: Ing. Hermann Klerings, Joszef Galambfalvy, Ing. Karl Leitner, DI. Friedrich Sommer, Bela Börcsök, Rudolf Gulewycz, Walter Wolfsbauer.
Heute, im Jahre 2004, setzt sich der Vorstand des Clubs aus folgenden Mitgliedern zusammen: Ing. Herbert Brunnhuber (Ehren-Oberschützenmeister), Herbert Ristl (Oberschützenmeister), Dkfm. Hans Jachim (Schützenmeister), Karl Heinz Steiner (Schriftführer), Walter Piller (Kassier), DI. Laszlos Szücs (Schießwart Feuerpistole), Alfred Friml (Schießwart LP) sowie den Schützenräten Vladimir Sterba, Karl Springer.
Sportliche Erfolge des CWP: Wie bereits in der Beschreibung der „Gründerzeit“ angeführt, war unser Club anfangs praktisch der erste Club in Österreich, der das Pistolenschießen ausübte. Noch als Sektion des „Wiener Schützenvereins“ waren stets die gleichen Schützen in den Ergebnislisten zu finden, nämlich Dr. Watzl, DI Zilla, Ing. Leitner, Prihoda, Galambfalvy, Klerings, Burger. Erster Landesmeister von Wien 1958 mit der Freien Pistole wurde DI Zilla, mit der Sportpistole Prihoda, mit der Luftpistole Dr. Watzl.
Die ersten Pistolenstaatsmeisterschaften 1960 in Wien/ Polizeischießstätte Exlberg sahen bereits unseren Karl Burger als Doppelstaatsmeister sowohl im Groß- als auch im Kleinkaliber. Beim Bundesfernwettkampf 1965 mit der Zimmerpistole siegte der Wiener Zeitlberger und sein Club CWP, im Mannschaftsbewerb 1966 wieder der CWP.
Unser bis heute erfolgreichster Schütze ist unser Clubkamerad Karl Burger: Er errang insgesamt 25 Staatsmeistertitel (!) und war 3 mal Teilnehmer bei Europameisterschaften, 1969 bei den Europameisterschaften in Pilsen 4. mit der Luftpistole, (Hubert Garschall schaffte damals die Bronzemedaille mit der Freien Pistole), sowie Weltmeisterschaftsteilnehmer in Arizona, wo er den 10. Platz belegte.
Ungezählt sind in der Folge die Wiener Landesmeistertitel und Erfolge im Wiener Cup mit Burger, Stejskal, Ing. Leitner, Klerings jun. und in den letzten Jahren mit Herbert Ristl, Karl Springer, Vladimir Sterba. Letzgenannter war einige Zeit geradezu auf den Landesmeistertitel der Luftpistolen - Seniorenklasse abonniert, konnte aber auch mit der Freien Pistole und bei den Vorderladerwaffen entsprechende Landesmeistertitel erringen. Aber nicht nur die Spitzenschützen des CWP haben Erfolge errrungen. Aus der Fülle der Ergebnisse wahllos herausgegriffen: Bundesfernwettkampf mit der Luftpistole 1974: Unter 286 Teilnehmern findet man 4 CWP-Schützen unter den ersten 20, fast selbstverständlich geht die Mannschaftswertung an den CWP.
Am 1. Dez. 1975 wurden von 21 Wiener Landesrekorden der Pistolenbewerbe der Einzelschützen 11 Landesrekorde von Clubmitgliedern gehalten: Karl Burger, Wolf Klerings, Ing. Karl Leitner, Niessner, Dipl.Ing. Sommer, Werner Stejskal.
Gleichzeitig wurde die Kompetenz des CWP dadurch unterstrichen, dass OSM Klerings als Bundessportleiter Pistole, später Zimmerpistole, die österreichische Nationalmannschaft bei internationalen Wettkämpfen, Weltmeisterschaften und Olympiaden betreute.
Die Schießstätten: Unmittelbar nach der Clubgründung bestand für das Feuerpistolentraining die Möglichkeit, im Keller der Firma Springer. Als Clublokal und Zimmerpistolenstand mussten aber wechselnd Gasthäuser, zum Teil übelst beleumundet in der Nelkengasse, („oben Puff, unten Schießkeller") später in Hütteldorf herhalten.
Dann kam die Lindauergasse. Lindauergasse: Die Zimmerpistole wurde etwa ab 1965 bereits in einem Lokal in der Lindauergasse, im 16. Wiener Gemeindebezirk trainiert. Damals wurde dieser Bewerb neben den Luftpistolen auch noch gelegentlich mit 4 mm Kapselpistolen ausgeübt, die Scheibenabmessung entsprach bei einer Entfernung von 10 Meter der entsprechend reduzierten Scheibe für die „Freie Pistole“. Dieses Lokal sowie ab 1973 ein Nachfolgelokal im gleichen Gebäude im 1. Stock wurde uns von der „Union Katholische Jugend“, Diözesansportgemeinschaft Wien der Österr. Turn- und Sport-Union kostenlos zur Verfügung gestellt, wofür wir uns auch ab 1965 durch unseren Beitritt zu dieser Organisation und der Änderung des Clubnamens in „Club Wiener Pistolenschützen - UKJ“ bedankten. Seitdem vertritt der CWP bei Unionsbewerben auch die UKJ. Es muss aber festgehalten werden, daß wir als Sportverein ausdrücklich unpolitisch und unabhängig von der Konfession unseren Sport ausüben!
Beim Umbau des Luftpistolenstandes im 1. Stock in der Lindauergasse hatten wir zum ersten Mal ein System der Selbsthilfe eingeführt, welches sich später auch beim Bau der Feuerschießstätte in Süssenbrunn bewährte: jedes Clubmitglied bekam eine bestimmte Belastung an Arbeitsstunden auf sein Konto gebucht, die in irgendeiner Form für den Umbau abzuarbeiten waren. Der eine führte den Pinsel und malte den Stand schön jagdgrün aus, der andere betätigte sich als Teppichleger usw. 1973 konnnte dann diese neue Heimstätte des CWP eröffnet werden und diente uns lange Zeit.
1987 mussten wir leider diese Schießstätte auflassen, da das Gebäude von der Erzdiözese verkauft und komplett als Wohnhaus renoviert wurde. Die Spitzenleistungen unserer Schützen bereits in den Anfangsjahren müssen um so höher bewertet werden, als dies mit bescheidenen Mitteln und primitiver Ausstattung der Schießstätten erfolgte. So erinnere ich mich, daß es besonders im alten Lokal im Erdgeschoß der Lindauergasse im Winter „saukalt“ war. Die „Heizung“ bestand aus einem Wandauslaß, aus dem eine offene Stadtgasflamme etwa einen halben Meter in den Raum fackelte. Wollte man mit „Papa Klerings“ oder einem der Schützenräte sprechen, die an einem kleinen Schreibtisch residierten, musste man sich an dieser Flamme vorbeipressen, wobei man sie nach Möglichkeit auf einige Zentimeter zurückdrehte. Die Kapseln für die ersten CO2-Waffen hatten wir selbstverständlich im Hosensack vorzuwärmen, die ganze Waffe wurde dann sehr vorsichtig an der erwähnten Flamme angegrillt.
In dieser „Eiszeit“ entstand nach heutigen Maßstäben zu Unrecht der schlechte Ruf der CO2-Waffen hinsichtlich ihrer Temperaturanfälligkeit. Die Verwendung von CO2 anstatt Preßluft dürfte bereits auf Paul Giffard, 1837 - 1897 zurückgehen, der CO2- Büchsen, Flinten (!) und Pistolen konstruierte. Diese Waffen wurden in St. Etienne /Loire bis zum 1. Weltkrieg hergestellt und in Form von Gewehren, wie etwa dem in Schweden etwa 1912 erzeugten „Excellent-Gasgewehr“ nachempfunden.
Erwähnenswert sind unter diesen Umständen die erzielten Leistungen. Um mit der Luftpistole einen Clubmeistertitel zu erkämpfen, musste ein Schütze schon etwa 375 Ringe vorlegen, um aufs „Stockerl“ - also unter die ersten drei zu kommen, hatte man unter 365 Ringen keine Chance.
Josefsgasse: Das Feuerpistolentraining wurde in den Anfangsjahren im legendären „Springer-Keller“ in der Josefstadt samstags Vormittag abgehalten. Die Bewerbe auf die Wendescheibe wurden selbstverständlich auf stehende Scheiben geschossen, die Wendezeiten mit einem auf Elektrosignal umgebauten Wecker durch Piepston angezeigt.
Mauerbach: Da der Bau einer eigenen Feuerschießstätte die finanziellen Möglichkeiten unseres kleinen Clubs bei weitem überstieg - noch dazu bei den hohen Grundstückspreisen in Wien und Umgebung - mussten wir uns nach Partnern umsehen. Lange Zeit konnten wir in Mauerbach bei Wien die Schießstätte des Heeressportvereins neben der Kartause Mauerbach mitbenützen. Beim Eröffnungsschießen in Mauerbach am 26. und 27. April 1969 nahmen 70 Schützen aus ganz Österreich teil! Aber auch die weiteren Veranstaltungen in Mauerbach waren sehr gut besucht. So gab es etwa beim Saisoneröffnungsschießen 1972 ein Teilnehmerfeld von 65 Schützen. In Mauerbach hatten wir bereits sehr gute Trainingsbedingungen. Leider mussten wir, dem Trend zum Umweltschutz folgend, den Betrieb in Mauerbach 1975 wieder schließen. Eines der damaligen Argumente der Umweltschützer, nämlich die Störung des Wildbestandes im angrenzenden Wald, konnten wir nicht bestätigen: lange Zeit kamen Rehe bis an den Waldrand, um interessiert unsere Trainingsleistungen zu begutachten. Eine Eule (oder war es ein Uhu?) residierte in einer der Nischen der als seitlicher Kugelfang dienenden Mönchszellen. Beiden, Reh und Eule, ist nie ein Leid geschehen, was immerhin auch für die Disziplin der Sportschützen spricht. Auch das Argument, ein sonntäglicher Wettkampf störe die in der benachbarten Kirche abgehaltene „Hubertusmesse“ (sic!) konnten wir weder mit dem Hinweis auf die Lebensgeschichte des Hl. Hubertus noch mit unserer katholischen Verbindung zur UKJ abwenden. Auch in der Ära Josefsgasse/Mauerbach war ein Clubmeistertitel im Bewerb Zentralfeuer-Großkaliber nicht unter 570 Ringen zu haben.
Technische Universität: Nach Schließung von Mauerbach 1975 und Einstellung des Trainingsbetriebes in der Josefsgasse 1976 folgte eine „Durststrecke“, die wir als Untermieter in verschiedenen Schießstätten verbrachten, vor Allem 1976 bis 1978 im Schießkeller der Technischen Universität Wien. Dieser Kellerstand wurde bereits vom Sportklub Handelsministerium betrieben, mit dem wir auf diese Weise die ersten partnerschaftlichen Kontakte aufnahmen. Süßenbrunn: Bald konnten wir als erster Club mit dem Sportklub Handelsministerium eine Partnerschaft beim Bau der olympiareifen Feuerschießstätte in Süßenbrunn eingehen, indem wir uns unter beträchtlichen finanziellen Opfern der CWP-Mitglieder für eine eigene Wendeanlage mit angeschlossenem Clublokal einkauften. Mit dem damaligen Oberschützenmeister Johann Schaffer vom SKH begründete Klerings eine Partnerschaft, die bis heute anhält und uns auch nach dem Verlust der Lindauergasse die Möglichkeit des Luftpistolentrainings im Regierungsgebäude am Ring ermöglicht.
Der Aufbau der Feuerschießstätte in Süßenbrunn begann 1977, buchstäblich mit Rodungsarbeiten des Geländes und einem Selbsthilfesystem unserer Mitglieder, wie es sich bereits beim Ausbau der Lindauergasse bewährt hatte. In Süßenbrunn wurde ab 1978 der Schießbetrieb mit zahlreichen 25- und 50-Meter-Ständen, wie bereits erwähnt einer „olympiareifen“ Anlage aufgenommen. Da zu gleicher Zeit auch der Ausbau des Militärschießstandes in Stammersdorf zum Landeshauptschießstand begann, waren wir lange Zeit der einzige Partner des Sportklubs Handelsministerium.
Dass unsere Entscheidung für Süßenbrunn richtig war, ergibt sich aus der Tatsache, dass heute 6 Clubs, sowohl Gewehr-, als auch Pistolenschützen, jagdliches Schießen sowie Bogensport in der Sportgemeinschaft Süßenbrunn vereinigt sind! Unser eigenes Eröffnungsschießen Süßenbrunn, gleichzeitig unser 20-jähriges Jubiläum, fand an 5 Schießtagen im April und Mai 1979 statt. Da im gleichen Jahr der Österreichische Schützenbund sein 100-jähriges Jubiläum feierte, gab es zu diesem Anlass auch einen Traditionsbewerb auf eine Sonderscheibe, die 1903 für eine Bundesmeisterschaft mit dem Rast&Gasser-Armeerevolver in Verwendung war. Die verschiedenen Bewerbe dieser Veranstaltung fanden reges Interesse bei Schützen der befreundeten Clubs, nicht zuletzt dank der reichlich dotierten Sachpreise. So waren für die ersten drei Plätze des Eröffnungsbewerbs als Sachpreis 2 Gewehre und eine Perkussionspistole ausgesetzt. Heute findet der Schießbetrieb des CWP in Süßenbrunn sowie mit der Luftpistole auf dem Zimmergewehrstand des SKH im Keller des Regierungsgebäudes am Stubenring statt.
Veranstaltungen, Preisschießen: Regelmäßige Veranstaltungen nach UIT-Bestimmungen, die für alle Sportschützen offen waren, wurden vom CWP seit der Eröffnung der Schießstätte Mauerbach ausgetragen. Erwähnenswert sind die Saisoneröffnungsbewerbe in Mauerbach, die Veranstaltungen im Rahmen der UNION-Herbstsportwochen sowie weitere Jubiläumsschießen zum 25-, 30-, 35-jährigen Bestandsfest des CWP.
Mit der Luftpistole waren früher auch sogenannte „Fernwettkämpfe“ üblich, bei denen man mit befreundeten Schützenvereinen die Scheiben, die von jedem Club auf seinem eigenen Stand beschossen wurden, austauschte. Dies ermöglichte auch unter Klerings einen regelmäßigen Wettkampf mit der Mannschaft von Adelaide in Australien. Einer der letzten Fernwettkämpfe war schließlich das Hermann-Klerings-Gedächtnis-Schießen. Dieses fand als Kombination von Fernwettkampf und normalem Bewerb in der Lindauergasse für Mitglieder von Wiener Vereinen 1986 statt. Es beteiligten sich immerhin 62 Pistolenschützen aus ganz Österreich.
Neben dem ernsthaften Training der UIT-Disziplinen war und ist der CWP immer für gesellige und „etwas andere“ Wettkämpfe bekannt. So haben wir seit 1974 mit dem „Taschenwaffenschießen“, einer „Erfindung“ unseres Clubs, die Gebrauchstüchtigkeit und Präzision besonders handlicher Waffen getestet und bewiesen. 31 Bewerbe mit Armeepistolen wurden von uns bereits sehr bald ausgetragen und nunmehr gerne von anderen Schützenvereinen als Anregung aufgegriffen. Die erste mir vorliegende Teilnehmerliste stammt aus dem Jahr 1974, Austragungsort war der „Springer-Keller“ in der Josefsgasse, doch gab es mit Sicherheit bereits vorher Versuche eines Armeepistolenbewerbs.
Auch das Schießen mit Vorderladerwaffen - in unserem Fall überwiegend mit Pistolen - hat der CWP bereits ab 1973 als offenen Bewerb abgehalten. Im Wettkampf „Das war der Wilde Westen“ kann die Lust zur Maskerade ausgelebt werden und beim Neujahrsschießen stellen die Schützen fest, ob sie für die herrschende Kälte genügend „Frostschutz“ vorgesehen haben.
1983 hatten wir aus Anlaß des 300. Jahrestages der sogenannten 2. Türkenbelagerung in Wien ein Jubiläumsschießen. Es gab damals Sonderausstellungen in zahlreichen Museen, türkische Janitscharenkapellen spielten auf Wiener Plätzen auf. Unsere Sonderscheibe war in Form eines Halbmondes oder Kipferls gestaltet. Nach der überaus gelungenen und stark besuchten Veranstaltung bekam unser Oberschützenmeister Herbert Brunnhuber eine Beschwerde der türkischen Botschaft, dass wir auf türkische Staatssymbole schießen. Wir konnten aber klarstellen, daß wir damit keinerlei politische Aussage verbinden sondern eben an die Türkenjahre erinnern. Dazu muss nun auch festgestellt werden, daß das Wiener Kipferl in damaliger Zeit als Parodie auf das Feldzeichen der türkischen Belagerungsarmee entstanden ist und niemand kann und will heute das Kipferl abschaffen. Es sollen sogar schon türkische Gäste in ein solches hineingebissen haben.
An weiteren Versuchen, mit neuen Ideen Farbe in das sportliche Geschehen zu bringen, hatten und haben wir keinen Mangel. So gab es Handicapveranstaltungen, bei denen mit unterschiedlichen Waffenkategorien und Kalibern unter Hinzurechnung eines Handicaps eine einheitliche Wertung durchgeführt wurde, Bewerbe auf Metallsilhouetten, Kombinationen von Präzisions- und Schnellfeuerbewerb mit Großkaliberpistolen nach US-Vorbild sowie letztendlich auch Bewerbe auf Jux- und Sonderscheiben.
Schützenscheiben: Schützenscheiben waren stets ein Spiegel der Geschichte der Schützenvereine, besonders bei den Gewehrschützen. Vielfach werden lokale Ereignisse aus der Vereins- oder Ortsgeschichte in solchen Scheiben nacherzählt und es wurden und werden zahlreiche volkskundliche Werke über Schützenscheiben verfasst. Manche Vereine stellen diese öffentlich aus oder betreiben gar kleine Museen.
Bei den Pistolenschützen ist dies zwar aufgrund der kürzeren Tradition nicht in dieser historischen Tiefe der Fall, doch hat der Club Wiener Pistolenschützen Jubiläumsveranstaltungen immer zum Anlass genommen, eine Festscheibe anzufertigen, auf die jeder Schütze einen Erinnerungsschuss abgibt. Auch bei Geburtstagen und Jubiläen einzelner Schützenbrüder werden von diesen gerne Erinnerungsscheiben, meist in einfacherer Ausfertigung oder als Fotografie, beigestellt. Wie weit diese Scheiben Zeitgeschichte darstellen, können vermutlich nur spätere Generationen beurteilen. Eine einzige Scheibe aus unserem Bestand möchte ich hervorheben, da sie den bereits oben erwähnten Joseph Schulhof beim Schießen auf ein nicht näher dargestelltes fliegendes Ziel zeigt und derart das früher als Kabinettstück praktizierte Schießen auf fliegende oder hochgeworfene Ziele belegt.
Rückblick und Ausblick: Was hat sich seit den Anfängen unseres Clubs verändert? Unsere Schützen sind älter geworden. Der Wille zu Spitzenleistungen ist ungebrochen, manifestiert sich aber heute überwiegend in der Seniorenklasse. Leider fehlt es an Nachwuchsschützen. Die Gründe sind vielschichtig, sicherlich aber auch zu einem gewissen Teil der Verteufelungskampagne der Medien anzulasten, die jeden, der eine Waffe zur Hand nimmt, zum „Waffennarren“ stempelt, ohne aber gleichzeitig von „Fußballnarren“, „Tennisnarren“, „Skinarren“ zu sprechen. Auch die Bedeutung des Wiederladens - wie es ja auch bei den Gewehrschützen zu Zeiten der „Schützenpatrone“ bekannt war - sowie das Basteln und der technische Erfahrungsaustausch sind irgendwie zurückgegangen. Aus Zeitnot und durch bessere finanzielle Ausstattung weichen die Schützen unseres Clubs heute eher auf Fertigprodukte aus.
War es früher üblich, mit befreundeten Schützenvereinen auch außerhalb der Wiener Stadtgrenzen Vergleichswettbewerbe auszutragen, so ist heute eine zunehmende Reiseunlust der Schützen feststellbar. Möglicherweise ist dies auch auf ein gewisses stressförderndes Überangebot an Wettkämpfen und auch neuen Disziplinen (Vorderlader, Taschenwaffen, Armeewaffen, Kombinationsbewerbe etc.) zurückzuführen, so dass Schützen häufig nicht an der Siegerehrung teilnehmen, da bereits der nächste Bewerb ruft. Ebenfalls ist der schöne Brauch der Fernwettkämpfe rückläufig, wie bereits oben näher ausgeführt, der sportliche Kontakte über weite Entfernungen ermöglichte. Persönlich halte ich auch den bei Sonderschießen immer mehr praktizierten beidhändigen Anschlag für bedenklich. Die Faustfeuerwaffe trat ihren Siegeszug eindeutig mit dem Vorteil der vorwiegend einhändigen Benutzung an.
Jedenfalls war in der Erinnerung des Autors der Rotwein in der Lindauergasse besser als die Vorräte im derzeitigen Clublokal, was sicherlich auf die profunden Kenntnisse von „Papa“ Klerings zurückzuführen war - immerhin Absolvent der Klosterneuburger Weinbaufachschule - sowie auf die verbesserte Lagerfähigkeit im damals „Ungeheizten“. Den Schützenschwestern und Schützenbrüdern des CWP, die gemeinsam mit viel Idealismus durch Tiefen und Höhen gegangen sind und für die ich diese Zeilen in erster Linie geschrieben habe, wünsche ich weiterhin viel Erfolg und Freude an unserem gemeinsamen Hobby und schließe mit einem kräftigen Schützen-Heil!